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Kommentare zu Artikeln in Tichys Einblick

Mein zentraler Kritikpunkt ist offenkundig nicht von allen verstanden worden.

Ich bestreite keineswegs, dass Politiker – sofern sie es in eine halbwegs gefestigte Position gebracht haben – recht gut versorgt sind, insbesondere wenn man die Pensionen berücksichtigt.
Vergleichen mit zahlreichen anderen Berufen ist das aber nicht übermäßig viel.

Ich bestreite auch keineswegs, dass auffallend viele Politiker vom intellektuellen Niveau her in anspruchsvollen Berufen kaum oder gar keine Chance hätten.

Ich bestreite auch keineswegs, dass in vielen Fällen „die materiellen Vorteile um ein Vielfaches höher sind als die erbrachten Leistungen“.
Solche Fälle gibt es überall und oftmals werden die schlimmsten Versager mit skandalösen Abfindungen belohnt.

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Mein Einwand bezieht sich auf die Aussage „… dass nur noch Berufspolitiker wird, wem das Mitnehmen seiner materiellen Vorteile so allein entscheidend ist …“

Das hieße in anderen Worten: Politiker wählen ihren Beruf ausschließlich aus materiellen Motiven, sprich: Geldgier.

Genau diese Verengung auf das Materielle alleine halte ich für falsch.

Die meisten Menschen – auch Politiker – funktionieren nicht wie der perfekte Homo oeconomicus.

Für viele Menschen – auch Politiker – ist der soziale Status eine viel wichtigere Antriebsfeder.
Ohne die ständige Präsenz in den Medien wäre der Politikerberuf für viele völlig uninteressant. Man stelle sich mal den Politiker vor, dessen Name und dessen Gesicht vier Jahre lang nirgendwo in der Öffentlichkeit auftauchen.

Nicht das Streben nach materiellem Gewinn ist das Kernproblem – so viel verdienen Politiker nun wirklich nicht.

Das zentrale Problem liegt in der Statusgier.
Um den Status zu erhalten und zu steigern müssen Politiker immer und überall präsent sein; sie müssen das tun, was die wirklich einflussreichen Gruppen verlangen; und um das Gesicht zu wahren, dürfen sie selbst katastrophale Fehler nicht zugeben und korrigieren.

Katastrophale politische Fehler basieren in allererste Linie auf Statusgier, Dummheit, bornierter Ideologie und moralischer Selbstüberhöhung – rein materielle Gier spielt in unserer Gesellschaft eine vernachlässigbare Rolle.

Genau in diesem Sinne ist die ökonomisch-monokausale Diagnose von Herrn Goergen falsch.

Quelle: https://www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/demoskopische-signale-cdu-und-spd-weiter-abwaerts/#comment-467132

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Stichwörter:
Tichys Einblick, Politiker, Politik, Homo oeconomicus